Ich singe…

Es stand zwar nicht im Buch der 100 Dinge, die man einmal in Rom gemacht haben sollte (gestern beim Stadtbummel mit Bettina entdeckt) aber ich hab es einfach trotzdem mal getan: Ich habe im Pantheon gesungen! Das war eine Herausforderung, erstens weil es so kalt war, dass ich trotz T-Shirt, zwei Pullovern, Winterjacke und Schal noch fror (da ja sowohl Decke als auch die Eingangstore immer geöffnet sind) und zweitens weil ich zum erstens Mal (vom Blatt) eine Messe auf Latein und einige gregorianischen Gesänge in Neumen (einem älteren Notensystem) lesen und singen musste, was ganz schön schwierig war. Das Ganze hatte sich spontan gestern Abend ergeben und so durfte ich dann mit Alessandro, dem Chorleiter (der der Organist des Pantheons ist), Michele und Marzio (siehe Artikel unten) an diesem erhabenen Ort singen und einen Blick hinter die Kulissen werfen, etwa in die „Sakristei“, in der noch eine Stromversorgungsanlage aus den 30er Jahren (natürlich deutsche Qualitätsware) steht…

Michele gratulierte mir anschließend dazu, dass ich meinen ersten gregorianischen Choral direkt im Pantheon gesungen hätte. Der zweite müsste dann folglich im Petersdom sein. Mal sehen. Aber wenn ja, was aber passiert beim dritten Mal?

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Bello… bello, è imposibile!

Che casino! (Was fuer ein Durcheinander!)        Oder frei nach Nik: Waddene Kirmes!

Dieser Ausruf, den man nahezu täglich in Rom hört, traf ar wohl selten so zu wie an Silvester: Leo und Sebi waren zu Besuch und zusätzlich Sonja mit ihrem Freund und einem anderen Freund, die wiederum 6 andere ERASMUS-Studenten aus ihrer Zeit in Granada in Rom trafen. Zuerst gingen wir zu zwölft (!) auf ein großes Cena, ein Abendessen mit ca. 50 Leuten bei Raphaelle (einer der Französinnen), bei der jeder etwas zubereitete. Dann zogen wir auf die Straßen, um nach Mitternacht noch ein wenig Gianna Nannini zuzuhören, die sich fairerweise alle ihre größeren Hits für unsere Ankunft aufgehoben hatte. Und hätten wir dann nicht von 5 Stunden am Bahnhof auf den Bus gewartet, hätte der Abend von mir die Höchstwertung erhalten.

Offensichtlich wollte ATAC, die KVB von Rom, jedoch ihren Kollegen einen möglichst ungestörten (buchstäblichen) Feierabend ermöglichen und so wurden nachts  zunächst nur Ersatzbusse für die Metro, jedoch nicht die normalen Nachtbusse im Einsatz. Um drei Uhr schließlich fuhren dann auch die nicht mehr. Vermutlich wollte man nach der Feier den Busfahrern zudem ausreichend Schlaf zugestehen, denn die Busse und die Trams fuhren am nächsten Morgen nicht wie üblich ab fünf Uhr, sondern ab acht. So verbrachten wir diese Zeit im gemütlichen Hauptbahnhof Termini und noch jetzt bekomme ich Ausschlag, wenn ich durch das Gebäude muss und die Werbung wieder hören muss, die uns die Nacht über begleitete (es waren genau drei wechselnde Spots…). Um 7 Uhr morgens erklaerte Sebi, jetzt habe auch er langsam genug…

Als ich Marzio (einen Sänger aus dem Chor, dessen Hobby (!) der öffentlichen Personennahverkehr Italiens ist und dessen Kenntnis nahezu autistisch anmutet) einige Tage später nach den Gründen fragte, antwortete er mir nur abwinkend, zum allerersten Mal überhaupt auf Deutsch:

„Aber das ist Italien!“ Impossibile? Hier ist nichts unmöglich.

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Genug ist zu wenig

Vor dem Abflug am Köln-Bonner Flughafen:

Ein geleckter Verkäufer versucht einem vorbeigehenden Reisenden spezielle Kreditkarten aufzuschwatzen. Dieser entgegnet nur barsch, er brauche keine weitere, er habe bereits alle. Daraufhin der Verkäufer völlig unbeirrt: „Jaja, aber noch nicht von UNS!“

In diesem Sinne: Ich wünschen allen alles Gute im neuen Jahr… und alles von allen!

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It’s coming on Christmas…

Halbzeit. Kurz vor der Abreise nutze ich die Gelegenheit, ein kurzes Zwischenresümee zu ziehen und hab endlich Zeit, alle noch ausstehenden Artikel hochzuladen. Die Stadt gefällt mir nach wie vor sehr gut, ich fühle mich hier wohl, bin nur ein wenig traurig, das bereits jetzt einige lieb gewonnene Freunde ihr ERASMUS-Semester beenden und ich bei manchen ziemlich sicher bin, dass ich sie nicht wieder sehen werde, aber mai dire mai – man soll nie nie sagen. Meine Sprachkenntnisse haben sich doch verbessert, so dass ich mich immerhin länger unterhalten kann, auch wenn natürlich viele Vokabeln fehlen und ich vermutlich viele Fehler mache. Ich wohne immer noch alleine und immer noch in Centocelle. Vielleicht sollte ich den Artikel auch anders beginnen:

Centocelle – pericoloso? Laut Blogstatistik ist das der häufigste Suchbegriff über den andere User auf meine Seite gelangen. Die meisten dieser User werde ich wohl mit diesem Blog enttäuschen, ich freue mich aber, dass ich mittlerweile über 1100 Zugriffe auf meiner Seite hatte und ein paar Freunde und Bekannte offensichtlich ab und an vorbeischauen. Und wenn ich jetzt noch ein paar reißerische Schlagworte in meine Texte einbaue Sex werden es Britney Colosseo sicher Rom noch Berlusconi Pizza Spaghetti Pasta mehr…

Neulich war ich auf einer Party und als ich mich vorstellte, fragte mein Gegenüber, ob ich aus Centocelle sei. Ich bejahte und er erklärte mir, er habe meinen Blog entdeckt, als er bei Google versucht habe herauszufinden, ob Centocelle gefährlich sei. Meine jetzige Antwort: Dipende, hängt davon ab, wo.

Derrick ist gestorben. Das war auch hier in den Medien zu lesen, denn Derrick wird (oder wurde in den letzten Jahren) hier sehr geschätzt, vielleicht, weil er (wie auch der Song „1-2- Polizei“, der hier sehr erfolgreich war) dem sterotypen Bild von „Deutschtum“ entspricht. Letztes Jahr in Bologna konnte man beispielsweise am Kiosk um die Ecke DVDs über Adolf Hitler und von Derrick kaufen. Sogar Umberto Eco hat einen (sehr lesenswerten) Aufsatz über Derrick verfasst: hier nachzulesen! Joachim Fest schrieb einmal, „den Italienern erschienen die Deutschen wie eine Mischung aus Hitler, Michael Schumacher und Lederhosen“. […] Den Deutschen erscheint der südliche Nachbar als eine Verbindung aus Caprifischern, Mafia und Pavarotti.“ Auch wenn in all diesen Klischees sicher mehr als ein Funke Wahrheit steckt, (ich war tatsächlich schon in einer Pavarottiausstellung und das Thema Mafia ist hier natürlich omnipräsent), bin ich doch sehr froh, die italienische Kultur über Pizza und Pasta hinaus etwas besser kennen zu lernen.

Im Gegenzug bestätigt sich mir immer wieder, dass die Kultur aus Deutschland von den anderen Nationalitäten wirklich nicht besonders wertgeschätzt wird: Ob es die deutsche Küche, (neuere) deutsche Musik oder die Sprache ist, fast immer muss ich meine „Kultur“ verteidigen und erklären, dass die im Ausland bekanntesten deutschen „Kulturgüter“ keinenfalls die besten sind und zumeist auch nicht repräsentativ. Aber warum gibt es hier nicht Tatort, sondern Derrick? Warum nur Tokio Hotel und nicht die Beatsteaks? Dazu macht mich etwas traurig, dass immer nur bewundernd von DEN „deutschen Tugenden“ gesprochen wird (etwa Pünktlichkeit und stets akkurates Arbeiten), die mir selbst vergleichsweise wenig bedeuten. Andererseits ist es auch spannend, zu sehen, wie sich die beiden Kulturen vermischen. Das lässt sich meiner Meinung nach besonders gut am Beispiel der Pizza zeigen: Die Italiener würden NIE so etwas wie Pizza Hawaii essen – die Vorstellung eines süß-sauren Belags erscheint ihnen absolut abwegig. Es handelt sich hierbei bei der deutschen „Pizza“ also vielfach um ein pseudoitalienisches Produkt, das hier gar nicht existiert – ich liebe es trotzdem. Etwas hier sehr verbreitetes „Deutschen“ sind hingegen „Würstel“ (bzw. „Wurstel“). In Deutschland würde man jedoch nie auf die Idee kommen, Pizza mit Wurst zu essen, was in Italien wiederum durchaus verbreitet ist.

Ansonsten hat mir Anna vor meiner Abreise erklärt, dass man im Ausland die Relativität der eigenen Kultur begreift. Stimmt! Es funktioniert hier eben auch ohne Busplan. Natürlich nicht immer. Aber die Gelassenheit der Italiener, wenn der Bus dann eben mal nicht kommt, ist etwas, was ich gerne mit nach Hause nehmen würde. Zudem bin ich als Deutscher hier fast immer noch zu früh, früh oder gerade noch pünktlich, das gefällt mir, eine gute Kombination! Abschließend kann ich noch sagen, dass ich hier auch einiges „Deutsches“ wertschätzen gelernt habe. Das deutsche Brot etwa bleibt ungeschlagen. Und auch Weihnachten können die Deutschen besser. Wer will schon blau-blinkende Straßenbeleuchtung? Frohe Weihnachten a tutti und Danke denjenigen, die sich das hier wirklich durchlesen!

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Papa was a Rolling Stone!

Wie wir aus Versehen den Papst trafen

Nein, ich wollte nicht in den Petersdom – heute war Feiertag, da schien mir der Dom zu voll. Also sagte ich Anika (mittlerweile Ex-Kölnerin) und ihrer Freundin ab, die für 3 Tage Urlaub in Rom machten. Außerdem war sehr gutes Wetter gemeldet, nach dem in diesem Winter bislang unverhältnismäßig viel Regen gefallen war. So vereinbarte ich mit Basak (aus Istanbul) eine Wanderung auf den Gianicolo, einem Berg oberhalb des „linkstiberischen“ Trastevere zu machen. Die Sonne schien tatsächlich wie im Frühherbst. Leider kamen wir irgendwann auf einen Weg, der nur bergab führte und die Hoffnung, durch eine steile Treppe wieder auf den Berg zurückzugelangen, erfüllte sich nicht. Dafür standen wir schließlich, am Fuße des Berges angekommen, nach Gesprächen über die deutsche Mentalität und einen eventuellen EU-Beitritt der Türkei, plötzlich vor dem Petersdom. So entschlossen wir uns, doch eine kleine Besichtigung zu machen, denn es war erstaunlich wenig los und wir mussten nicht mal am Sicherheits-Check lange anstehen. Nach dem wir den Vatikan wieder verlassen und den Tiber überquert hatten, streiften wir, auf der Suche nach Tabak für Basak, durch die Straßen, als plötzlich ein ungewöhnlicher kleiner Wagen vorbeiflitze, in dem ein stehender Mann freundlich winkte oder wunk. Es waren weder sonderlich viele Leute auf der Straße, noch sonstiger Tumult. Dann war das wohl der Papst. Vielleicht war er auch nur gerade Zigaretten ziehen. Mit Anika und ihrer Freundin, die vorher im Vatikan waren, trafen wir uns dann anschließend noch in Trastevere. Aber den Papst hatten nur wir gesehen.

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Both Sides

Gerade hat Rom für mich etwas von seinem Glanz verloren. Das liegt einerseits daran, dass Anne am Freitag wieder abgereist ist, hängt aber auch mit den heutigen Erlebnissen zusammen.

Aber beginnen wir mit dem gestrigen tollen Abend: Vic, eine der zahlreichen Französinnen, hatte zusammen mit ihrer spanischen Mitbewohnerin Nerea zum internationalen Dinner eingeladen, bei dem es Köstlichkeiten aus Griechenland, Frankreich, Spanien (und Mallorca) und natürlich Italien gab. Es hat vorzüglich geschmeckt und ich habe natürlich immer noch gegessen, als alle anderen schon längst fertig waren…Anschließend waren wir im „Rialto“, einem angesagten Club im Zentrum Roms, der sich in einem alten Schulgebäude befindet und in dem Actionpainting, abgefahrene Videoinstallationen und viel elektronische Musik geboten wurde. Zu dritt haben wir schließlich getanzt, bis außer uns und den DJs kein anderer mehr im Raum war. Ungeklärt blieb, ob das an der kompromisslosen Musik oder an unserem Tanzstil lag.

Heute Nachmittag bin ich dann durch mein Viertel Centocelle gezogen, um es besser kennen zu lernen. Es war vor einigen Jahrzehnten noch etwas verrufen, ist mittlerweile jedoch von der Mittel- und der mittleren Oberschicht erobert worden. Ich bin bis in das nächste Viertel, Prenestina gelaufen, wo ich mir ein linkes Jugendzentrum angesehen habe, in einem alten Burggebäude gelegen, in dem nachts auch dunkle Electro-Partys stattfinden. Anschließend habe ich einen Aushang gesehen, der einlud zu einer Art „Tag der offenen Tür“. Spannend wurde es, als ich heraus fand, dass es sich bei dem Ort „Casilino 900“ um ein in meiner Nähe gelegenes Romacamp handelt. Es war einer der seltenen Male, dass dieses Gebiet öffentlich für andere zugänglich war und dies sollte dazu dienen, den Kontakt zu den anderen Bürgern zu verbessern und zu zeigen, in welchen Verhältnissen die „Nomadi“ dort leben:

In Wohnmobilen, Autos oder Holzhütten ohne fließendes Wasser oder Stromleitungen, einzig ein paar Generatoren ermöglichen die Stromversorgung.Seit Jahrzehnten versprechen Politiker Verbesserungen, es hat sich jedoch bislang nichts getan.Als Abschlussarbeit eines Architekturstudenten wurde an diesem Tag eine Holzhütte eingeweiht, in dem von nun an zwei Familien wohnen sollen. Vor dem Bau traf ich schließlich auch einige der ERASMUS-Studenten, mit denen ich am Vorabend beim Cena gespeist hatte. Als Architekturstudenten waren sie von ihren Professoren eingeladen worden, sich dieses Gebiet einmal anzusehen. Auf meinem Weg über das Gelände kam ich schließlich mit Frederico ins Gespräch, einem Zigeuner, der ursprünglich aus Jugoslawien stammt, fünf Jahre in Hamburg gewohnt hat und ansonsten seit 40 Jahren mit 9 Kindern auf diesem Gelände wohnt. In unserer Unterhaltung, von der ich ca. 80% verstanden habe, schimpfte er zu ca. 80% auf die Italiener. Nach einem „Zigeuner-Caffè“ und seinerseits vermutlich einigen Bieren lud er mich in seinen alten Bulli einlud, um gemeinsam auf den hügeligen Gelände seinen Sohn Benjamin zu suchen, der 1985 in Hamburg geboren wurde und den er mir unbedingt vorstellen wollte. Wir fanden ihn jedoch nicht und zu dem Zeitpunkt war es auf dem Gelände bereits unglaublich kalt, so dass ich mich dann nach einer Viertelstunde und einem kurzen Gespräch mit einem anderen Studenten, schließlich auf den Heimweg machte.

Nachtrag: Meine Empörung über die dortigen Verhältnisse hat sich mittlerweile etwas relativiert, denn ich habe in den letzten Tagen viel mehr über die „Roma-Problematik“ erfahren. Auf einem Filmfestival (auf dem vier Tage lang Dokus, Kurzfilme und Spielfilme gezeigt wurden) habe ich etwa eine Reportage über ein Roma-Camp in Milano gesehen. Dort schien die Situation besser und auch das Gelände war deutlich sauberer, wobei sich mir die Frage stellte, inwieweit das dortige „Chaos“ in gewisser Hinsicht nicht auch kulturell bedingt ist. Schließlich liegt ja bspw. die (Un-) Ordnung auf dem Platz oder der Müll, auch in der Eigenverantwortung der Bewohner. Zudem habe ich diese Woche in der Zeitung gelesen, dass bei einer Razzia auf eben jenem Gelände zahlreiche Luxusgüter (etwa teure Autos) im Wert von weit über einer Millionen Euro entdeckt wurden. In einigen Gesprächen berichteten mir daraufhin einige Italiener, dass die Roma ihrer Ansicht nach kaum Versuche unternähmen, sich in die Gesellschaft zu integrieren, sondern ihre Außenseiterrolle vielmehr zu nutzen wüssten. Auch waren meine Gesprächspartner davon überzeugt, dass sich die Sinti und Roma vorwiegend durch Diebstähle ihren Lebensunterhalt sichern. Sie erzählten allerdings auch, dass sich bei vielen Italienern nach wie vor das Gerücht hielte, die „Zingari“ entführten Kinder, obwohl es seit mehreren Jahrzehnten keinen einzigen Vorfall gegeben habe. Dieses Thema finde ich jedenfalls absolut spannend und es wird hier derzeit, gerade nach der Durchsuchungsaktion der Polizei (auf italienisch: blitz) auch wieder verstärkt diskutiert.

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Ik saak: Korrekt, korrekt, jefällt ma, jeht ab!

 

Wo soll ich beginnen? Die zwölf Tage mit Anne waren großartig und voll schöner Momente, die ich hier nur sehr kurz auflisten möchte und dafür lieber Bilder sprechen lasse…

Wir waren am Forum Romanum und am Meer, haben einen Abendspaziergang durch die Villa Borghese gemacht, das wohl beste Tiramisu Roms gegessen und uns darum gestritten, wer mehr von der Pizza/ den Süßigkeiten/ der Pasta/ dem Eis bekommt, waren in Assisi und Gubbio, haben im Auditorium Parco della Musica (dem neuerrichteten Opernhaus) „Porgy & Bess“ gesehen, in Trastevere Sprizzo getrunken, ca. 30 Kirchen besichtigt, auf dem Aventino Orangen gepflückt, vom Gianicolo aus die gigantischen Vogelformationen über Rom beobachtet und in der Küche zu „Stereo Total“ getanzt. Ich glaube, ich muss nicht weiter ausführen, dass die gemeinsame Zeit  großartig war und deshalb kann ich mich nicht so recht freuen, endlich wieder „Platz“ im dem ansonsten selbst für mich alleine recht kleinen Bett zu haben. Manchmal ist weniger eben mehr.

 

 

Das heutige Video war ebenfalls ein Hit dieser Woche und ich möchte damit gleichzeitig meine Enttäuschung darüber ausdrücken, dass diese großartige Sendung nicht mehr im deutschen Fernsehen läuft.

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Sing ein Lied, wenn du mal traurig bist, sing ein Lied, wenn dich kein Mädel küsst

Schwere Zeiten für St. Martin: Kalt war es auch damals schon, in dieser Nacht, als er durch Schnee und Wind ritt, um einem Bettler selbstlos ein Stück seines Mantels zu schenken. Doch in der heutigen Zeit stellen sich ihm offensichtlich ganz neue Probleme, die die Frage aufwerfen, ob die fortschreitende Technisierung das Leben heute nicht manchmal eher verkompliziert als vereinfacht: Zuerst stand St. Martin im Stau, dann musste der Fahrer des Wagens XY sein Auto umparken, da der Pferdetransport ansonsten nicht durch die Einfahrt kam.

 

Wir befinden uns zwar in Rom, aber in einer Art Enklave – an der deutschen Schule! Hier wird traditionell das St. Martinsfest begangen, mit Kindern und Jugendlichen und deren Eltern, sowie den Lehrern und Angestellten. Heimische Traditionspflege ist auch oder besonders im Ausland wichtig und so verkündete die deutsche Elternvertreterin bei der Eröffnungszeremonie dann auch feierlich, man habe bereits den ganzen Tag in der Küche gestanden, um nun stolz 100 Kilo Kartoffelsalat präsentieren zu können – Du bist Deutschland!

Die deutsche Schule Rom ist eine gigantische „Bildungsanstalt“ vom Kindergarten bis zum Abitur und dementsprechend chaotisch. Hier kann ich seit Anfang November ein- bis zweimal wöchentlich arbeiten. Vorausgegangen war dem eine ca. 4 Monate E-Mailkonversation, deren Schilderung hier so nervend wie langweilig wäre.

Der heilige Martin kam schließlich doch noch an und ritt solange über die Wiese, bis meine Lippen vom vielen Trompete-Spielen brannten. Ich durfte schließlich an diesem Tag nicht nur den Sechtsklässler-Chor spontan am Klavier begleiten (siehe den Ralph Siegel-Text in der Überschrift), sondern auch bei der Bigband aushelfen und  dann St. Martins-Lieder schmettern. Den „Schulchor“ (der ausschließlich aus Eltern und „Ex-Eltern“ besteht) werde ich im März für die Johannispassion nach besten Kräften gesanglich unterstützen und für das geplante „Joseph“-Musical und helfe derzeit ein bisschen, die teils faden Arrangements harmonisch etwas aufzupeppen.

Ich fühle mich also wohl! Nun bin ich erst mal froh, dass mich morgen endlich wieder ein Mädel küsst – Anne kommt!

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Autumn leaves (Winter comes…)

Wenn in heimischen Gefilden die Vögel gen Süden ziehen, die Wolken nur noch selten den Blick zur Sonne freigeben und in den Supermärkten Christstollen und Printen die Auslagen füllen, da weiß jedes Kind: Der Winter steht vor der Tür – Es ist Ende August.

Zumindest in Deutschland. Wie schön war es deshalb fuer mich, ab September einen richtigen Spätsommer in Rom erleben zu koennen, der es mir bis zur letzten Woche ermöglichte, im T-Shirt durch die Stadt zu streifen. Seit der Zeitumstellung jedoch hat sich schlagartig einiges geändert. Um halb sechs ist es dunkel, es regnet häufiger und dann gerne auch wie aus Kübeln und ein eisiger Wind zieht durch die Straßen. Dass der Winter kommt, ist allein dadurch ersichtlich, dass jetzt die afroamerikanischen und indischen Händler nicht mehr mit blauen Plastiksäcken voll blinkender Winkwedel in den Bus steigen, sondern mit einem bunten Strauß Regenschirme.

Am Montag hatten wir ein kleines Konzert mit dem Chor in Santa Maria Maggiore und es war wirklich beeindruckend, in solch einer großen und wunderschönen Kirche zu singen.

Ansonsten schaue ich mir nach wie vor viele Ausstellungen an (vorgestern Pavarotti, morgen Bellini – ich nehm alles mit) und bemühe mich auch sonst, recht bildungsbürgerlich zu erscheinen: Ich lese den Werther und übersetze für Michele, meinen „Lehrer“ Kapitel aus „Pride and Prejudice“ ins Italienische. Ich schaue Filme von Fellini bis Benigni (auch wenn so komplexe Werke wie Pasolinis „Uccellacci ucellini“ (Größe Vögel, kleine Vögel) durch meine fehlende Sprachkenntnis noch deutlich zu schwer sind) und versuche, zusammen mit Joel, einem Erasmusfreund aus der Schweiz, hinter die italienische Politik zu steigen. Sehr interessant ist dafür auch, die Artikel aus Deutschland zu lesen, da einem viele hiesige Phänomene erst durch die Erläuterung der ausländischen Presse (natürlich auch, weil die Sprachschwierigkeiten wegfallen) verständlich werden: So ist zum Beispiel sehr interessant, zu erfahren, wie umstritten jener Padre Pio ist, ein italienischer Mönch, der hier als Volksheiliger wie ein Star verehrt wird ist und zu dem laut Umfrage mehr Italiener beten als zu Jesus und Maria.

Heute am Volkstrauertrag war ich mit Bettina – bei strahlendem Sonnenschein immerhin –

in Verano, dem größten Friedhof Roms und morgen wollen wir mit einigen Freunden vor dem Colosseo frühstücken und dann (bei angeblich freiem Eintritt) endlich einmal in eben dieses große, monumentale Ding gehen, das damals ungeschickterweise so gebaut wurde, dass heute alle Autos drum herum fahren müssen… (In EUR, dem Weltausstellungspark-Stadtteil steht übrigens der jüngere Bruder, das „Colosseo quadrato“)  

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You drive me crazy

Der Verkehr in Rom ist so berühmt-berüchtigt, dass er sogar in einem Lied gewürdigt wurde („Er traffico di Roma“ von Radici nel Cimento), das das dortige Chaos ganz gut beschreibt. Er traffico di Roma ist jedoch nur eine müde Vorahnung von dem traffico di Napoli. Neapel ermögliche einem vermutlich am stärksten das Gefühl, wirklich zu leben, stand im Reiseführer. Mit der Anmerkung, dass dies vermutlich auch daran liegen könne, dass man angesichts des dortigen Verkehrs dem Tod ständig ins Auge sehe. Müsste ich einen Unterschied zwischen den beiden Verkehrsarten benennen, würde ich sagen: In Rom ist es nicht unüblich, auch noch über rote Ampel zu fahren. In Neapel wird gehupt und geschimpft, wenn man es nicht tut…

Zu viert (mit einem Schweizer und zwei Französinnen) hatten wir uns aufgemacht, um ein wenig das südliche Italien zu erkunden und wir reisten lieber mit dem Zug an. Auch weil die öffentlichen Verkehrsmittel so unschlagbar günstig sind: Kann man in Deutschland für 10 Euro gerade einmal von Sinzig nach Köln fahren, reicht es hier für die gesamte Strecke Rom-Neapel.

Immer wieder wurde von der Kriminalität in der Stadt gewarnt und so ließ ich 50 Euro auf unserem (von Lonely Planet empfohlenem) Hotelzimmer und versteckte sie in einer kleinen Tasche in meinem Kulturbeutel. Dort waren sie jedoch am nächsten Morgen nicht mehr, auch nach ausgiebiger Suche war nichts zu finden. Der Portier entschuldigte sich und sagte, er könne nichts machen, es sei unmöglich, dass das Geld entwendet worden sei, da keiner in den Raum gelangen können, ohne den Schlüssel bei ihm zu holen. Ich bat ihn, seine Putzkraft zu fragen, ob sie vielleicht etwas „gesehen“ habe. Als alle diese Versuche erfolglos blieben und ich in einem Nebensatz erwähnte, es sei vielleicht doch angebracht, die Polizei zu verständigen, wurde er kooperativer und bot mir an, uns einen Preisnachlass für das Hotelzimmer zu geben (er hatte keine Stimme und sprach so, dass es klang, als würde er permanent gewürgt, was die spannende Atmosphäre noch verstärkte). Etwas verwundert stimmt ich schließlich zu, ich hatte ja keine Wahl, das Geld wähnte ich ohnehin verloren. Am Abend bei unserer Rückkehr nahm mich der Portier jedoch zur Seite und steckte mir geheimnisvoll 50 Euro zu, die plötzlich beim Putzen hinter meinem Bett gefunden worden seien. Die wahre Geschichte werden wir nie erfahren…

Ansonsten ist die Stadt wirklich schön und man spürt deutlich den südlicheren Charakter (im Vergleich zu Rom – und Köln). Wir haben großartige Pizza gegessen  (in Neapel wurde die erste Pizza Margherita erfunden, im Jahr 1889 zu Ehren der nach gleichnamigen Königin (bereits zuvor hatte Vivaldi der Quattro Stagioni zu Ehren vier Violinkonzerte geschrieben) und auch für das napolionische Gebäck ist man kurzzeitig geneigt, die dortige Kriminalität auszublenden…Ferner haben wir uns die gigantischen Mosaike (aus über 1 Million Steinchen), eine recht umfangreiche Sammlung von Liebesstellungs-Zeichnungen und die Stadt von einer Bergfestung bei Nacht angesehen.

Leider habe ich es nicht mehr geschafft, als typisches Souvenir „Gomorrha“, den Film über die Mafia, der zur Zeit in den Kinos läuft, als Raubkopie zu kaufen. Ein authentischeres Mitbringsel wird man wohl kaum finden. Sonntags dann sind wir noch Pompei gereist, wo sich zahlreiche Steine (teilweise auch relativ gut erhalten) befinden und wo wir abschließend die amerikanischste Touri-Pizza und Pasta bis dato gegessen haben.

Nachtrag: Einige Tage später kam der Tipp: In Napoli das Geld immer in den Schuhen mit sich tragen. Für’s nächste Mal wisster Bescheid…

 

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